Keine Angst vor KI – Künstliche Intelligenz erleben, erlernen und entwickeln

Shownotes

Keine Angst vor KI – Künstliche Intelligenz erleben, erlernen und entwickeln

„Es geht letztlich darum, für die Region Technologien zu entwickeln oder einzuführen, die auch uns für die Zukunft wettbewerbsfähig machen, wenn keine Braunkohle und kein günstiger Strom mehr aus der Kohle verfügbar ist“, sagt Dr. Alexander Opitz. Gemeinsam mit Alexander Dickmann leitet er das AI Village in Hürth, in dem sich alles um Künstliche Intelligenz (KI) und deren Einsatzmöglichkeiten dreht. Im Gespräch mit Moderator Torsten Knippertz reden die Beiden darüber, wie sie KI innerhalb ihres Projekts entwickeln, erlebbar und erlernbar machen.

Das AI Village befindet sich in einem ehemaligen Fernsehstudio in Hürth und widmet sich auf verschiedenen Ebenen dem Thema Künstliche Intelligenz. Auf der KI-Erlebnisfläche können Interessierte das Thema greifbar und erlebbar kennenlernen. Zudem bietet das Projekt Lehr- und Weiterbildungsangebote zu den Themen KI und Robotik für Schulkinder und Lehrende.

Darüber hinaus werden im AI Village konkrete Anwendungsbeispiele für KI entwickelt. In Ergänzung dazu haben junge Start up-Unternehmen die Möglichkeit erschwingliche und innovative Workplaces zu mieten. „Das übergeordnete Ziel des AI Village ist es, Künstliche Intelligenz ins Rheinische Revier zu bringen“, erklärt Alexander Opitz.

Im Gespräch: Dr. Alexander Opitz und Alexander Dickmann, die Leiter des Projekts AI Village Moderation: Torsten Knippertz

Link zum Podcast: https://www.revier-gestalten.nrw/podcast/ai-village

Hier geht´s direkt zur Website des AI Village: https://ai-village.eu/

Mehr zu „Revier.Geschichten“ und zum Strukturwandel im Rheinischen Revier: https://www.revier-gestalten.nrw

Schreibt uns Eure Ideen oder Vorschläge für interessante Themen und Gäste an ptj-reviergestalten@fz-juelich.de

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Opitz: Schon seit der Jugend ist dann die Szene, da kommt ein riesiger, schwarz gekleideter Mann in Lederjacke rein und sagt, „I need your clothes, your boots and your motorcycle.“ Wenn das KI ist, natürlich habe ich dann Angst. Aber tatsächlich ist es im Alltag nicht immer die große, böse Maschine, die die Weltherrschaft übernimmt, sondern es ist oftmals ein kleines, sehr, sehr praktisches, unfassbar starkes digitales Tool.

Ton: Titelmusik der Revier.Geschichten

Knippertz: Hi und hallo! Herzlich willkommen zu unseren Revier.Geschichten. Mein Name ist Torsten Knippertz und ich habe heute gleich zwei Gäste im Studio, die alles über KI wissen – „Künstliche Intelligenz“ –, für Schulklassen, für Groß- und Kleinunternehmen, für Bürgerinnen und Bürger. Unsere Gäste Dr. Alexander Opitz und Alex Dickmann leiten das AI Village in Hürth und wollen allen Einsteigern erklären, was künstliche Intelligenz so kann, also praktische Beispiele geben für alle und für alle Lebenslagen. Keine Angst vor IT-Freaks, Robotermonstern oder Jobkillern, im Gegenteil! KI kann nämlich helfen, viele Probleme zu lösen, die uns aktuell wegen des Fachkräftemangels und der Notwendigkeit, unsere Wirtschaft wieder global wettbewerbsfähiger zu machen, plagen. Mit ihrem AI Village möchte sich die Stadt Hürth für den Strukturwandel wappnen und damit herzlich willkommen, Alexander Opitz und Alex Dickmann!

Dickmann: Ja, hallo!

Opitz: Danke für die Einladung!

Knippertz: Schön, dass ihr hier seid. Wir haben uns auf das Du geeinigt, freut mich. Es geht um künstliche Intelligenz, und zwar am Standort Hürth, hier bei uns im Rheinischen Revier. Das Projekt mit dem Namen „AI Village“ ist gerade an den Start gegangen. Die Abkürzung AI, „Artificial Intelligence“, ist ja das gleiche wie KI, nur eben in Englisch, künstliche Intelligenz. Und dieses neue AI Village soll ein Zentrum, ein Innovationscampus, für KI werden. Alexander, du bist ja wie dein Kollege Alex also Projektleiter… Richtig?

Opitz: Ja, richtig.

Knippertz: …des AI Village. Was genau muss ich mir denn unter diesem Projekt vorstellen?

Opitz: Na ja, vom Hintergrund ist das AI Village, wie du es schon angesprochen hattest, ein Strukturwandelprojekt. Also es geht letztlich darum, für die Region Technologien zu entwickeln oder einzuführen, die auch uns für die Zukunft wettbewerbsfähig machen, wenn keine Braunkohle und kein günstiger Strom mehr aus der Kohle verfügbar ist. Deswegen haben wir im AI Village das Campus… oder ein Campus-Konzept entwickelt, was verschiedene Ebenen in der Region bedient. Das ist einmal die breite Öffentlichkeit. Wir wollen KI erlebbar machen. Wir wollen versuchen zu zeigen, welche Chancen sind mit KI verbunden? Wir möchten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Belegschaften der vielen Betriebe befähigen, mit KI umzugehen, also ganz praktisch im Alltag KI einzusetzen, und wir wollen KI entwickeln, also ganz konkret. Und das ist dann, glaube ich, gerade für den Strukturwandel entscheidend, die KMU [kleine und mittlere Unternehmen], aber auch die größeren Unternehmen der Region ebenfalls dazu befähigen, KI einzusetzen, produktiver zu werden, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Knippertz: Ja, „befähigen“ ist, glaube ich, ein ganz gutes Stichwort für die Zukunft. Wenn ich nicht nur die Zeitung aufschlage, sondern auch in meinen News Apps herum-scrolle oder im Internet surfe, dann kommt man an dem Thema KI ja überhaupt nicht mehr vorbei. Also ein ziemlich günstiger Zeitpunkt für den Projektstart. War das genau so auch schon geplant?

Dickmann: Klar, das haben wir von vornherein so geplant! Als wir vor fünf Jahren tatsächlich damit gestartet haben, da wussten wir in fünf Jahren ist es soweit. Nein, natürlich nicht! Da sind wir jetzt tatsächlich wirklich in der glücklichen Lage, jetzt mit diesem Hype – so kann man es sicherlich irgendwie bezeichnen – zu starten. Die eigentliche Idee dafür ist aber, wie gerade schon gesagt, eigentlich schon fünf Jahre alt. Die Stadt Hürth wusste, der Strukturwandel kommt, wir werden aus der Braunkohle aussteigen, es werden Gelder verfügbar sein. Was sind Themen, die wir besetzen wollen? Und hat damals so vorausschauend gehandelt und gesagt, künstliche Intelligenz ist eines der wichtigen Themen der Zukunft. Dann mussten über viele Jahre Klinken geputzt werden, Partner gefunden werden, Anträge geschrieben werden, noch mehr Anträge geschrieben werden und dann haben wir den Zuschlag Anfang diesen Jahres bekommen und sind jetzt eben seit März diesen Jahres dabei, das AI Village mit aufzubauen.

Knippertz: Und wer war… – ich rechne mal kurz zurück… 2023 minus fünf Jahre… – 2018 der Initiator? Kann man das noch sagen? Also die Stadt Hürth, ja. Aber auch personifiziert vielleicht oder eine Projektgruppe oder wie war das?

Opitz: Ja, neben der Stadt Hürth war das… und den Personen in Verantwortung… waren das der KI Bundesverband – der Präsident wohnt auch in Hürth. Es gibt in Hürth, und das ist, glaube ich, auch ganz entscheidend, schon eine große digitale und KI-Community. Also wir befinden uns nicht im luftleeren Raum, sondern bauen auf auf dem, was es schon gibt. Es gibt direkt in unmittelbarer Nachbarschaft bei uns – wir sind eben in einem ehemaligen Fernsehstudio untergebracht – andere Strukturwandelprojekte, das „Blockchain Reallabor“, es gibt das „Kompetenzzentrum wirksam“, die sich mit dem Wandel der Arbeitswelt im Zuge der Einführung von KI beschäftigen. Und basierend auf dem, was schon vorhanden ist, haben wir Partner gesucht, eben die Stadt Hürth, der KI Bundesverband, dann auch zwei starke Fraunhofer-Institute und die Rheinische Fachhochschule Köln, die auch sehr aktiv sind in der Region, um das Thema wirklich umzusetzen. Und – du hast es eingangs angesprochen – es ist nicht immer eingängig, es ist ein sehr neues Thema, es ist mitunter ein kompliziertes Thema. Deswegen sind wir ganz froh, auf diesen starken Säulen zu bauen und diese starken Partner im Projekt mit drin zu haben.

Knippertz: Oh, da sind ganz viele Stichworte, bei denen ich nachhaken kann, zu den Partnern, Blockchain ist ein Stichwort, dann aber natürlich auch der KI Bundesverband. Da weiß vielleicht auch nicht jeder unserer Hörer oder Hörerinnen, was das ist. Vielleicht können wir das ganz kurz klären.

Dickmann: Klar, sehr gerne. Der KI Bundesverband, wir sind der Berufsverband für Unternehmen, die mit künstlicher Intelligenz zusammenarbeiten oder an künstlicher Intelligenz arbeiten. Ist auch fünf Jahre alt, ist damals auch gegründet worden genau mit dem Ziel, künstliche Intelligenz mal auf die Agenda zu setzen. Und wir hatten es jetzt ja gerade schon, jetzt aktuell ist es überall. Das war vor fünf Jahren aber anders. Da haben sich zwei Dutzend KI-Unternehmer zusammengefunden in München, um diesen Verein zu gründen, um den Verband zu gründen. Der ist dann zwei Jahre lang ehrenamtlich geführt worden, dann in eine hauptamtliche Führung übergegangen. Und seitdem sind wir eigentlich dabei, das Thema künstliche Intelligenz in Deutschland, aber auch in Europa, zu platzieren. Wir machen also… wir sind die politische Stimme. Das, was man landläufig häufig so als Lobbying bezeichnet, machen wir ganz konkret für deutsche Unternehmen, für deutsche KI-Unternehmen häufig in Konkurrenz zu den großen Amerikanern, die natürlich ganz andere Interessen haben. Microsoft hat andere Interessen als jetzt das kleine Zwei-Mann-Start-up, das hier irgendwie in Köln im Mediapark beispielsweise sitzt – kann man sich gut vorstellen. Daneben sind wir natürlich ein Netzwerk. Wir haben viele verschiedene Veranstaltungen, die stattfinden, die einfach das Thema künstliche Intelligenz für die Unternehmer untereinander sich vernetzen können, wo die zu dem Thema sprechen können, aber eben auch für die Öffentlichkeit. Und dann als dritte, sehr große, wichtige Säule eben diese Projekte, wie beispielsweise hier das AI Village in Hürth. Wir sind bei einem Mittelstandszentrum in Franken mit dabei, beim „Innovation Park Artificial Intelligence“ in Heilbronn, sodass wir da eben tatsächlich auch versuchen, dieses Thema deutschlandweit zu pushen, um künstliche Intelligenz tatsächlich am Ende auch immer in die Anwendung zu bringen.

Knippertz: Und Fraunhofer war noch dabei, ist ein sehr starker Partner – kommen wir auch noch darauf. Aber spannend fand ich auch, ihr sitzt in einem ehemaligen Fernsehstudio. Ich arbeite ja bei RTL und n-tv und habe bei verschiedenen Fernsehsendern arbeiten dürfen. Auch da ist das Thema KI (Künstliche Intelligenz) sehr, sehr spannend. Da wird experimentiert und man muss vielleicht auch in die Zukunft schauen. Vielleicht…. Also meine Tochter zum Beispiel, die schaut kein lineares Fernsehen mehr, die streamt nur. Auch da geht es Richtung künstliche Intelligenz. Ist das vielleicht auch so ein Beispiel für den Strukturwandel? Fernsehstudio raus, KI-Hub rein.

Opitz: Das ist das perfekte Beispiel. Insofern leben wir den Strukturwandel jeden Tag bzw. sind in einer Umgebung, die Strukturwandel ist. Das ganze Gelände ist ein großes Fernsehstudiogelände, wo ehemals, glaube ich, die Klassiker von RTL in den goldenen 90er [1990er] Jahren produziert wurden.

Knippertz: Hans Meiser!

Opitz: Hans Meiser ist tatsächlich in unserem Studio… also da wo wir sitzen, stand früher der Maestro und hat wirklich Qualitätsfernsehen geliefert. Und wie gesagt, in diesen Fußstapfen wandeln wir und versuchen eben genauso in die Region zu gehen und die Leute zu erreichen. Das ist insofern wirklich greifbar bei uns, der Strukturwandel. Noch dazu würde ich sagen, in Hürth ist Strukturwandel auch kein unbedingt neues Thema. Es ist also nicht erst seit dem Investitionsgesetz Kohleregionen und dem Kohleausstieg, der dann 2019/2020 konsolidiert wurde, ein Thema, sondern eigentlich schon seit Jahrzehnten oder fast Jahrhunderten. Es ist eine klassische Kohleregion, Bergbauregion. Wir haben schon renaturierte Seen mehrere vor Ort. Hürth und die Wirtschaft musste sich immer wieder anpassen, neu anpassen. Und insofern ist das eigentlich ein ganz natürlicher Prozess, der in Hürth schon lange stattfindet und der allerdings im Rheinischen Revier dann jetzt noch verstärkt stattfinden wird. Und da möchten wir einen Teil dazu beitragen.

Knippertz: Ja, das ist doch gut. Also das sind ja auch die Chancen, die das Rheinische Revier und der Strukturwandel auf jeden Fall bieten. Jetzt war ich mal auf der Webseite und da steht, dass im AI Village drei Tätigkeitsfelder für KI-Interessierte im Angebot sind, die sogenannte KI-Erlebnisfläche, dann das Aus- und Weiterbildungszentrum sowie ein New Work-Angebot als innovativen Arbeitsraum. Welche Zielgruppen wollt ihr damit erreichen und wie könnt ihr – außer mich in der Vorbereitung auf den Podcast – darauf aufmerksam machen?

Dickmann: Ja, wir erreichen damit eine sehr breite Zielgruppe. Du hast jetzt gerade schon mal angesprochen, KI erleben, erlernen und entwickeln. Das sind die drei Schwerpunkte, die wir haben, die jeweils auch auf unterschiedliche Zielgruppen zielen. „KI erlernen“, das ist dieses Aus- und Weiterbildungszentrum. Da geht es eigentlich schon los mit Schülerinnen und Schülern. Wir hatten in der letzten Woche Grundschüler tatsächlich da, die mit einem Verein zusammen da waren und einfach mal an so kleinen Robotern, die sehen aus wie so Hasen – also auch ganz, ganz niedlich eigentlich –, konnten die so ein bisschen erklären, wie eigentlich Programmieren funktioniert. Das hat dann noch sehr wenig mit künstlicher Intelligenz zu tun, aber auch den ganz Jungen schon mal dazu bringen, schaut mal, so funktioniert Programmieren, IT, und Themen in die Richtung einfach näherzubringen. Das geht dann weiter bis natürlich hin irgendwann zur Mittelstufe, zur Oberstufe. Wir haben schon gesagt, wir haben die Rheinische Fachhochschule mit dabei, die mit ihren Studierenden da ein Robotik Lab aufbaut. Das heißt, da wird also auch an Robotern geschraubt und gearbeitet. Und geht dann natürlich, und das ist ganz wichtig, bis hin zu Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die eben auf das Thema künstliche Intelligenz auch vorbereitet werden. Auch da muss es nicht immer darum gehen, eine künstliche Intelligenz selbst zu entwickeln, sondern einfach mal die Fragen zu beantworten – ChatGPT ist da, wir nutzen es alle – wie nutze ich es eigentlich richtig? Welche Sachen kann ich da eigentlich mit anwenden? Wo sind vielleicht auch Gefahren, die ich mit angehen muss? Um eben die Mitarbeiter, die es jetzt schon gibt, auf den Weg der KI mitzunehmen. Daneben die zweite Säule „KI erleben“, das ist das Angebot für die breite Öffentlichkeit. Wir laden alle, jeden, jeder Mann, jede Frau laden wir dazu ein, kommt gerne mal vorbei, schaut euch das an! Wir haben Demonstratoren da stehen, wir haben Ausstellungsstücke da stehen. Künstliche Intelligenz zum Anfassen. Es ist nicht der Terminator, Deus ex machina oder so. Es sind tatsächlich einfache Anwendungen, die jeder auch einfach verwenden kann. Und da geht unsere Einladung einfach raus, tatsächlich auch da vorbeizukommen. Wir haben durchaus auch verschiedene Veranstaltungen, wo wir eben für die ganze Öffentlichkeit mit dabei sind, wo wir einfach sagen, kommt vorbei, schaut euch das mal an, wir stehen für alle Fragen offen, erklären auch gerne alles. Und dann die dritte Säule „KI entwickeln“, das sind unsere Angebote für Unternehmen, auf der einen Seite Start-ups, junge Start-ups, die sich gerade gegründet haben, die am Bereich KI arbeiten. Wir haben Co-Working-Plätze direkt da vor Ort. Wir unterstützen auch dabei, wenn es darum geht, Fördergelder beispielsweise zu akquirieren. Und aber auf der anderen Seite auch etablierte Unternehmen oder ganz allgemein Organisationen, die da sind, die einfach sagen, naja, ich habe jetzt mal gehört, ChatGPT ist irgendwie da, ich möchte was machen mit künstlicher Intelligenz, ich habe aber überhaupt keine Ahnung. Kommt mal vorbei, wir machen mal eine KI-Sprechstunde bei uns! Wir können so Design Sprints anbieten, da kann man mal ein bisschen intensiver reinschauen, was sind eigentlich Anwendungsfälle, wo ihr etwas machen könnt. ChatGPT… Nicht jeder braucht einen Chatbot tatsächlich. Wenn ich irgendwie ein produzierendes Unternehmen bin und sowieso nie mit Endkunden zu tun habe, dann brauche ich keinen Chatbot. Aber vielleicht ist das ja interessant für die Mitarbeiter, die ständig irgendwie verschiedene Sachen abfragen müssen oder Ähnliches. Das finden wir dann gemeinsam heraus und können auch dann wieder dabei helfen, vor allen Dingen Partner zu suchen, die das Ganze technisch mit umsetzen und auch hier wieder schauen, naja, wenn es ein größeres Projekt ist, gibt es vielleicht Fördergelder dafür, die man akquirieren kann, oder aber macht es doch Sinn, das Ganze tatsächlich einfach mit den Bordmitteln des Unternehmens umzusetzen.

Knippertz: Du hast gerade gesagt, vorbeikommen. Wo muss man dann vorbeikommen? Wie ist die Adresse? Packen wir auch nochmal in die Shownotes.

Dickmann: Genau, wir sitzen in Hürth Kalscheuren, direkt am Bahnhof Kalscheuren auch – also da sehr gut angebunden –, An der Hasenkaule 10 auf dem euronova CAMPUS.

Knippertz: Aber wahrscheinlich vorher einen Termin machen?

Dickmann: Das wäre natürlich nicht schlecht, ja. Also wir sind…im Normalfall ist immer jemand da. Wenn man einfach mal vorbeischaut, ist sicherlich jemand da. Aber wenn man tatsächlich mal zwei Stunden mit uns haben möchte, dann gerne vorher einen Termin machen.

Opitz: Was wir auch unbedingt möchten, dazu ergänzend, ist, dass sich junge Start-ups zu uns setzen und mit uns und bei uns arbeiten. Also das Angebot ist vor allen Dingen, an dem großen Netzwerk, das wir haben, teilzunehmen. Also das stellst du dir am besten so vor, wir haben dort Fachleute sitzen, die an KI forschen und an KI arbeiten, sprich mit einem Computer herumprogrammieren. Und gerade für ein kleines Unternehmen, für ein Start-up, was vielleicht noch wenige Mitarbeiter hat, kann das ganz wertvoll sein, beim Kaffee, beim Kuchen oder auch tatsächlich in der direkten Zusammenarbeit Dinge zusammen zu entwickeln. Und so entstehen… Und das funktioniert in dem digitalen Bereich, im KI-Bereich sowieso, auf die Art am besten. So entstehen neue Ideen und dann auch zukünftige Projekte, Geschäftsfelder und dann wieder zurück zum eigentlichen Ausgangspunkt. Das ist ja unsere Vision, unser Ansatz, das Rheinische Revier, die vielen Unternehmen, die vielen kleinen oder aber auch großen Unternehmen mit neuen Geschäftsfeldern, mit neuen Ideen wettbewerbsfähig zu machen.

Knippertz: Also wirklich keine Berührungsängste haben, wirklich sich dem Thema offen gegenüber zeigen – jüngere Menschen machen das, wenn sie es lernen, wenn sie damit aufwachsen, sowieso. Aber du hast gerade zum Beispiel auch Gefahren angesprochen. Vielen ist ja die künstliche Intelligenz auch unheimlich. Die Vorstellung ruft vielleicht bei Einigen Ängste hervor. Was glaubt ihr, woran liegt das?

Dickmann: Hollywood?

Opitz: Zum Ersten.

Dickmann: Ich glaube, man kennt diese Geschichten ja, wo die Autos aufkamen, da hieß es auf einmal, oh Gott, jetzt werden – weiß ich nicht – jetzt werden wir alle von Autos ständig überfahren werden und alles muss sich ändern usw. Und ich glaube, wann immer es irgendwie neue Entwicklungen gibt, neue Technologien die aufkommen, gibt es da natürlich Ängste und auch einfach Herausforderungen, die man sicherlich auch ernst nehmen muss. Man darf die Technologie aber sicherlich nicht verteufeln, das ist das Wichtige.

Opitz: Ich glaube, was sich eingebrannt hat, wie gesagt, schon seit der Jugend, ist dann die Szene, da kommt ein riesiger, schwarz gekleideter Mann in Lederjacke rein und sagt, „I need your clothes, your boots and your motorcycle“. Und, wenn das KI ist, natürlich habe ich dann Angst. Aber tatsächlich ist es im Alltag nicht immer die große, böse Maschine, die die Weltherrschaft übernimmt, sondern es ist oftmals ein kleines, sehr, sehr praktisches, unfassbar starkes digitales Tool, was ich einsetzen kann, um meine Arbeit zu verbessern, genauso wie ich das jetzt eigentlich alltäglich mit den Computerprogrammen tue, die gang und gäbe sind. Also vor Excel hat man handschriftlich in Tabellen notiert – wahnsinnig aufwendig. Und das ist jetzt in den meisten Fällen einen Schritt weitergedacht. KI hat das Potenzial, ganz, ganz, ganz unvorstellbare Dinge mal zu tun in vielen Jahrzehnten. Aber das ist nicht der Punkt, an dem wir jetzt stehen. Jetzt geht es darum, einfach mit der Technologie in Kontakt zu kommen und vertraut zu werden.

Knippertz: Aber Hollywood ist, glaube ich, ein echt gutes Beispiel. Ich bin ein bisschen älter noch als ihr. Damals – „2001 – Odyssee im Weltraum“ – noch der Computer, der dann…

Opitz: „Hello Dave…“

Knippertz: Genau! …der dann alles übernimmt. Also das muss man ja dann auch erstmal durchbrechen und dann diese Berührungsängste vielleicht abbauen. Das ist dann bei Älteren vielleicht dann nochmal ein bisschen schwieriger. Jetzt braucht ihr ja, um das alles zu machen, diese drei Säulen auch zu bespielen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie viele habt ihr?

Dickmann: Wir sind jetzt aktuell zu fünft in der Geschäftsstelle quasi. Daneben haben wir natürlich die Partner noch dabei. Das sind dann vor allen Dingen die der Rheinischen Fachhochschule und von den Fraunhofer Instituten, die jetzt mit auch einem guten Dutzend an Mitarbeitern jeweils dabei sind, nicht alle von denen Vollzeit, aber tatsächlich an verschiedenen Themen da einfach mitarbeiten. Suchen aber aktuell auch noch Leute. Also suchen tatsächlich noch Projektmitarbeiter, die beim Thema künstliche Intelligenz mithelfen können, die Workshops organisieren können, Veranstaltungen mit organisieren können, das ganze natürlich auch mit durchführen. Suchen noch eine Marketing Person. Auch das ist für uns natürlich wichtig, damit auch einfach das AI Village bekannt wird. Und hoffen, dass wir so bis zum Ende des Jahres tatsächlich das Kernteam dann auch voll haben und dann voll durchstarten können in 2024.

Knippertz: Hier machen wir einen kleinen inhaltlichen Cut. Wir wollen euch auch so ein bisschen näher kennenlernen. Das KI-Zentrum in Hürth ist jetzt – ich habe selbst mal in Köln gewohnt – das ist jetzt nicht der Nabel der Welt, ohne despektierlich klingen zu wollen. Im Moment bin ich in Mönchengladbach. Das ist auch nicht der Nabel der Welt – für mich schon, es ist meine Heimat. Aber ich weiß, bei euch, ihr seid auch viel in der Welt schon herumgekommen oder macht teilweise das auch noch, in der Welt herumreisen, zum Beispiel als Dozent in Istanbul.

Opitz: Ja, tatsächlich. Ich bin in wenigen Wochen wieder vor Ort und habe da das Vergnügen, an der Türkisch-Deutschen Universität unterrichten zu dürfen, und zwar Wirtschaftsgeschichte. Ich bin von der Ausbildung her Volkswirt, habe dann auf Wirtschaftsgeschichte mich spezialisiert und da geht es – das ist eigentlich auch sehr spannend und passt ganz gut zum Thema – vor allen Dingen darum, wie wirken sich Innovationen, die Einführung von Innovationen, von neuen Techniken auf Wirtschaft und Gesellschaft aus. Das ist also ganz, ganz, ganz früh angefangen der Klassiker in der Wirtschaftsgeschichte, „was ist eine Dampfmaschine?“, also wie verändert die Einführung der Dampfmaschine Wirtschaft und Gesellschaft. Das lernt jeder von uns in der Schule in der Regel, im Geschichtsunterricht. Und die Umwälzungen sind gigantisch. Und da gibt es dann noch weitere Wellen von Technologien, die eingeführt werden und die entsprechende Auswirkungen haben. Ich habe mich sehr viel damit auseinandergesetzt, wie man solche Innovationen finanzieren kann und in Einführung oder in Anwendung bringen kann. Also auch viel mit historischen Finanzmärkten zusammengearbeitet und darf es jetzt an der Stelle weitertragen, in die Welt hinaus in dem Fall, und darf es – und das wollte ich eigentlich damit nur sagen – jetzt auch tatsächlich anwenden im AI Village. Also hier geht es ja auch darum, eine neue Technologie in Anwendung zu bringen und wirklich dann in Echtzeit zu schauen, wie sind die Auswirkungen auf Wirtschaft, primärer Fokus, aber auch auf die Gesellschaft.

Knippertz: Aber das ist ja super, die anderen Eindrücke mit einzubringen aus anderen Bereichen, aus anderen Ländern eben auch. Das gilt auch für dich. Du warst in Jakarta, oder?

Dickmann: Genau. Ich war für einige Monate beim Deutschen Akademischen Austauschdienst. Das ist ein Zusammenschluss der deutschen Universitäten und Hochschulen, die vor allen Dingen ausländische Studierende hier nach Deutschland holen, Stipendien vergeben, aber auch deutsche Studierende dabei unterstützen, ins Ausland zu gehen. Und ich durfte da in der Geschäftsstelle in Jakarta in Indonesien unterstützen. Eine sehr spannende Zeit, ganz anderes Leben, eine ganz andere Stadt. Da leben 10 Millionen Menschen in der Stadt, 30 Millionen in der Metropolregion. Das kriegt auch das Ruhrgebiet nicht hin. Hier in Deutschland muss man ja tatsächlich dazu sagen, sehr chaotisch, da vor Ort, aber unglaublich viele wichtige Eindrücke, da auch gewonnen, auf jeden Fall den Horizont erweitert. Man lernt auch eine ganz andere Arbeitskultur kennen. Da werden Einladungen für das 100-jährige Bestehen der Universität eine Woche vorher per WhatsApp geschickt. Und es funktioniert aber auch da. Das ist hier kann man sich das häufig nicht vorstellen, aber so etwas erweitert einem tatsächlich dann den Horizont.

Knippertz: Aber woran liegt das, dass man sich das hier nicht vorstellen kann? Was glaubst du?

Dickmann: Na ja, das ist eine Kultur. Also wir merken das selbst innerhalb von Europa beispielsweise schon. Wir arbeiten vom KI Bundesverband auch mit europäischen Partnern zusammen. Wenn es darum geht, irgendwie eine große politische Veranstaltung zu haben und man möchte einen deutschen Minister irgendwie haben, dann muss man mindestens ein halbes Jahr vorher anfragen. Das geht in einem Land wie Slowenien auch schneller. Ich glaube, da sind wir Deutschen einfach sehr korrekt und haben bestimmte Abläufe, die wir einfach einhalten müssen.

Knippertz: Hat alles Vor- und Nachteile, sag ich mal, sage ich mal an der Stelle.

Opitz: Das wäre auch so ein Thema für historische Forschung, die Entwicklung der Unternehmenskultur über Zeit. Deutschland ist der klassische, sozusagen preußische Beamtenstaat. Das merkt man nach wie vor.

Dickmann: Ja.

Knippertz: Meine letzte Frage aber zu dem Thema, bei dem wir gerade sind, Jakarta, Istanbul, Rheinisches Revier, Hürth. Fühlt ihr euch trotzdem wohl?

Dickmann: Unbedingt, auf jeden Fall. Man muss ja auch dazu sagen, ich glaube, das ist gar kein Widerspruch. Warum können wir denn nicht aus Hürth hinaus in die Welt auch strahlen? Warum kann denn nicht Hürth das nächste Silicon Valley werden? Das ist natürlich ein sehr großer Vergleich, aber auch da ist im Endeffekt ja irgendwo in der Wüste quasi etwas entstanden und ich glaube, das können wir uns hier zumindest als Ziel nehmen. Ob man das am Ende erreicht, das muss man immer mal dahin sehen. Aber das vielleicht mal da mit hineinzusetzen finde ich jetzt nicht verkehrt.

Knippertz: Na ja, man muss sich ja auch nicht immer kleiner machen, als man ist. Wir haben in diesem Podcast auch schon so viele coole Ideen kennengelernt hier in letzter Zeit und es gibt so viele freie Flächen, die man mit Ideen füllen kann. Und wenn man es dann macht, hast du vielleicht recht. Dann ist man das nächste, nicht Silicon Valley. Dann ist das Rheinische Revier auf einmal das, was vielleicht im Ausland als Vorzeigemodell gilt.

Opitz: Das stimmt. Du hast gerade eben auch Gladbach [Mönchengladbach] angesprochen, sei auch nicht Nabel der Welt in Sachen innovativer Projekte. Soweit ich weiß, ist auch Gladbach [Mönchengladbach] fantastisch aufgestellt. Da gibt es tolle Dinge, da gibt es Textilindustrie, die in die Zukunft investiert, da gibt es Flugindustrie bzw. einen Flughafen und Forschung, Flugtaxen werden da erforscht. Ich will nur noch kurz anmerken, dass ich mich in Hürth sowieso sehr, sehr wohl fühle. Väterlicherseits kommt meine Familie aus Hürth. Ich habe einen großen Teil meiner Kindheit da verbracht. Für mich sind da sehr viele schöne Erinnerungen mit verbunden und ich bin eigentlich ganz glücklich, dass ich wieder da gelandet bin.

Knippertz: Cool. Und ab und zu bist du ja auch noch in Istanbul?

Opitz: Ab und zu jetten wir durch die Welt.

Knippertz: Wir kommen auf das Projekt im Speziellen nochmal zu sprechen. KI ist ja etwas, was für die meisten Menschen immer noch, auch wenn wir jetzt vielleicht sogar schon ein bisschen zur Aufklärung beigetragen haben… Könnt ihr vielleicht kurz erklären – ich weiß, es ist schwierig – aber was so eine künstliche Intelligenz kann? Oder vielleicht gibt es ein paar anschauliche Beispiele, Stichwort Bewilligungen oder Bauanträge, oder…?

Dickmann: Ja, genau. Also um vielleicht das mal ganz grob zu machen und häufig ist das ja auch so ein bisschen der Punkt, der gerade dann in den Medien falsch wiedergegeben wird. Die künstliche Intelligenz – und da liegt vielleicht so ein bisschen das Problem auch im Namen – ist keine Intelligenz im eigentlichen Sinne, wie wir Intelligenz bei einem Menschen beispielsweise verstehen. Künstliche Intelligenz ist immer noch, und wird es auch für die nächsten Jahrzehnte sein, Statistik. Es sind Algorithmen, es ist Mathematik, die dahinter sitzt. Es sind immer Wahrscheinlichkeiten. Wenn wir uns also ChatGPT beispielsweise anschauen – und das ist auch häufig die große Kritik –, ChatGPT gibt fehlerhafte Informationen wieder, weil dies auch gar nicht die Aufgabe von ChatGPT ist. ChatGPT schaut nur, wenn ich einen Satz starte mit „Ich“, dann ist da wahrscheinlich kommt als nächstes irgendein Verb, also irgendein Verb wird dahinter kommen und es wird nicht kommen „Ich Auto“. Das macht im Deutschen keinen Sinn. Das ist, was ChatGPT kann und ChatGPT ist da sehr gut, zu schauen, wenn ich also sage, „ich laufe“, dann wird als nächstes „schnell“, „langsam“, „in blauen Schuhen“, irgendwie so etwas kommen und nicht, „ich laufe Auto“. Das ist das, wo ChatGPT sehr gut drin ist, und das ist, wo allgemein diese Sprachmodelle auch für trainiert werden und eben nicht dafür trainiert werden, richtige, faktisch korrekte Informationen wiederzugeben.

Opitz: Und das kann man natürlich… Diese – in Anführungszeichen – „nur“ wahrscheinlichkeitsbasierte Intelligenz ist aber schon wahnsinnig stark. Also du hattest nach konkreten Beispielen gefragt. Wir sitzen ganz konkret zusammen mit Umsetzern von Technologien, die, sagen wir mal, in der öffentlichen Verwaltung dafür sorgen können, dass Anträge, dass Bauanträge – das kann auch meinetwegen nur der Personalausweis- oder Reisepassantrag sein – automatisiert bearbeitet oder wenigstens vorbearbeitet werden, dass also die ganze Prüfungsarbeit wesentlich effizienter und wesentlich schneller abläuft. Und an dem Beispiel kann man, glaube ich, ganz gut festmachen, dass auch KI für den Menschen, für die Bürgerin, für den Bürger keine direkte Bedrohung darstellt, sondern ganz im Gegenteil eine unmittelbare Verbesserung der Lebensverhältnisse hervorruft. Ich weiß nicht, ob du schon mal einen Bauantrag gestellt hast oder wie es in Mönchengladbach diesbezüglich aussieht. In Hürth ist es relativ gut. Frag mal jemanden aus Köln! Die warten teilweise jahrelang. Und wenn KI dazu beitragen kann, dass das Ganze nur noch wenige Monate dauert, dann ist das, glaube ich, ein Thema, wo die Leute sagen, ja bitte mehr davon und bitte führt schnell KI zügig überall in der deutschen Verwaltung ein. Und da wollen wir auch mit einem Pilotprojekt vorangehen und zeigen, was ist der Nutzen davon. Das wäre also ein Projekt, wo man unmittelbar spüren kann, das bringt etwas.

Knippertz: Es gibt ja oft so den Einwand, „ja, aber da passieren Fehler“, wo ich dann denke, ja gut, Fehler machen Menschen auch. Habe letztens mal so ein automatisches Fahrsystem ausprobieren dürfen und am Anfang echt Probleme damit gehabt, dem zu vertrauen. Aber als ich es dann gemacht habe, habe ich gemerkt, das Ding fährt viel besser als ich. Das bremst viel sanfter. Auch das ist vielleicht ein Beispiel für KI, oder?

Dickmann: Auf jeden Fall. Autonomes Fahren ist eines der Beispiele, selbstverständlich. Und auch da ist genau dieser Punkt, den du gerade gesagt hast, eigentlich ganz wichtig. Vielleicht ist dieses Programm nicht… hundertprozentig funktioniert es nicht und es werden auch mit autonomem Fahren immer noch Unfälle passieren. Wenn ich aber am Ende die Unfälle weiter reduzieren kann, weil ich eben menschliches Versagen ausschließen kann, dann habe ich damit ja schon wieder etwas gewonnen. Ein anderes Beispiel, was ich dann ganz gerne bringe, ist die Tumorerkennung. Wenn ich einen Scan habe und jemand hat eventuell Krebs und wird gescannt. Ein Arzt schafft es in 50-60 Jahren seiner Arzttätigkeit, selbst, wenn er jeden Tag sich einen Tumor anschaut oder auch mehrere Tumore anschaut, dann hat er im Laufe seines Lebens 10.000 Scans gesehen und kann vielleicht sagen, ja, da ist ein Tumor oder nicht. Eine KI kann aber Millionen, Milliarden Tumorbilder sehen, hat also eine viel höhere Basis, auf der sie aufbauen kann. Hier kann am Ende immer noch ein Arzt darüber schauen und sagen, ja, ist tatsächlich ein Tumor oder nein, hier ist ein Fehler passiert. Aber warum denn nicht die KI mit einsetzen, um diesen ersten Schritt zu gehen, um vielleicht den einen Tumor, wo der Arzt gesagt hätte, ist keiner, wo dann die KI sagt, ist einer, da der Arzt dann sagt, okay, jetzt schaue ich doch nochmal genau hin, wir machen doch vielleicht nochmal einen Extra-Test.

Knippertz: Und die KI ist vielleicht nicht so vergesslich. Ich gehe da jetzt von mir aus.

Opitz: Vielleicht auch noch ein interessantes Beispiel für dich. Du hast ja einen guten oder einen großen Bezug zum Fußball. Wo wir auch schon wirklich, tatsächlich ganz konkret zusammensitzen, ist mit einem Medienunternehmen, was sich dafür interessiert, Fußballspiele oder das Filmen von Fußballspielen im Konkreten – generell von Sportereignissen – automatisiert, KI-gesteuert sozusagen, ablaufen zu lassen. Sprich, man braucht nicht mehr ein Kamerateam von 10, 20 Leuten, die das Ganze dann richtig filmen, richtig schneiden, sondern das kann alles automatisiert geschehen, und zwar jetzt über den Qualitätslevel „ich zentriere mich auf den Ball“ hinaus. Eine KI kann erlernen anhand von Bildmaterial, dem High Class Champions League-Produkt, wie filmt man richtig ein Fußballspiel, je nachdem, was gerade passiert. Und mit dieser Technologie lässt sich diese hochklassige Berichterstattung auf alle, auch unteren, Ligen ausrollen. Sprich, ich kann fünfte Liga, vierte Liga, wunderbar in High Quality in meinem Liga-Abokanal zu Hause auf dem Sofa schauen und muss nicht, wenn es hochkommt, das Webcambild von 200 Meter Entfernung betrachten, wo ich eh nichts erkenne.

Knippertz: Aber das ist wahrscheinlich auch etwas, was vielleicht manchen Angst macht. Wenn ich jetzt mal auf das Fußballbeispiel eingehe… Die Kollegen vom Fernsehen, die Kamera-Crews und so, die dann sagen, „hm, wenn da jetzt nur noch eine Kamera zuständig ist, die das sogar noch schneiden kann nachher, dann fällt der Cutter weg, dann fällt der Kameramann weg“. Oder, was er eben gesagt hat, die Bauanträge zum Beispiel. Wie kann man die Ängste vielleicht nehmen?

Dickmann: Ja, zum einen müssen wir ja immer schauen, fallen die Jobs tatsächlich weg oder entstehen einfach nur neue Geschäftsmodelle? Gerade dieses Fußballbeispiel ist da, glaube ich, ganz gut. Bis die Technik so weit ist, dass sie wirklich das Premiumprodukt Bundesliga oder zweite Liga, Champions League ersetzen kann, werden sicherlich noch einige Jahre vergehen. Es geht eher darum, jetzt eben neue Ligen zu erschließen. Die vierte, die fünfte, die sechste Liga. Da steht aktuell niemand. Wenn ich also dann zwei Leute da hinstelle, die jetzt tatsächlich einfach nur die KI irgendwie mit betreuen oder nur noch eine Person da sitzen haben muss, habe ich im Zweifel wieder neue Arbeitsplätze beispielsweise sogar geschaffen.

Knippertz: Und das bis in die unteren Ligen. Also da könnte ich meinem Heimatverein SC Hardt oder SC Rheindahlen oder Baesweiler, Erkelenz, Aachen könnte man denen auch wunderbare aufbereitete Filmsequenzen zur Verfügung stellen?

Dickmann: Ja, die Hardware muss natürlich angeschafft werden, aber das ist ein einmaliger Kostenpunkt, den vielleicht im Zweifel sich auch kleinere Vereine leisten können. Ja.

Opitz: Genau das ist die Idee dahinter. Im Endeffekt werden nicht mehr so viele Menschen unproduktive Dinge machen. Aber vielleicht werden diese Menschen umso produktiver sein. Und ein Mitarbeiter ist zuständig für zehn Fußballspiele und nicht zehn Mitarbeiter für ein Fußballspiel. In der Gesamtrechnung – kannst du ja dann dir überlegen – gibt es ein riesiges Angebot an Fußball?

Knippertz: Aber Stichwort Hardware bringt mich wieder auf Software. Das war eine Frage, die mir noch im Kopf herumschwirrte. Gerade du hast oft ChatGPT gesagt. Die haben, glaube ich, auch den Vorteil, dass sie sozusagen die Ersten waren, das, was Tempo für Taschentücher ist. Es gibt noch Softies, Kleenex, es gibt noch ganz viele andere, weiß ich. Aber, dass die sozusagen als „KI“ gelten. Wenn ich jetzt einen Bauantrag stelle, in Mönchengladbach, gibt es für jeden dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann eine fertige KI-Software oder fängt jede Kommune an, sich selbst etwas zu basteln?

Opitz: Tja, das ist die große Frage. Das entscheidet sich tatsächlich auf dem großen politischen Level. Anders ausgedrückt, es ist ein ganz, ganz, ganz dickes Brett, was es zu bohren gilt. Zunächst sind die Kommunen in ihrer Arbeitsgestaltung selbstständig und unabhängig. Unser Ansatz ist, mit Modellprojekten voranzugehen. Und es macht natürlich keinen Sinn, dass jede, wie große auch immer, Kommune selbst ein KI-Tool entwickelt und versucht, es zu implementieren, sondern wir wollen einfache Lösungen, Modell- und Schablonenlösungen. Für die kleine Kommune ist das Tool entscheidend und sinnvoll, für die größere Kommune das andere und… Kommt zu uns, schaut es euch an und führt es selber ein! Und hoffen wir, in wenigen Jahren – und das ist für diese Verwaltungsabläufe eine schnelle Zeit – haben wir im Rheinischen Revier einen besseren Service für die Bürgerinnen und Bürger und letztlich eine bessere Lebensqualität. Auch das ist wichtig für den Strukturwandel. Wir wollen eine lebenswerte Region schaffen und nur so können wir letztlich Unternehmen und Fachkräfte hierher bekommen.

Knippertz: Und wenn das dann geregelt ist, dann, wenn ich euch richtig verstanden habe, braucht man ja sehr viele Datensätze, um die KI zu „füttern“ – in Anführungszeichen –, damit gute Entscheidungen herauskommen. Jetzt kann die KI ja nicht einfach so Aktenordner durchwühlen. Wo kommen die Datensätze her? Und man braucht ja wahrscheinlich auch eine Datenstrategie, nehme ich mal an.

Dickmann: Genau. Also das merken wir in vielen Unternehmen, das merken wir auch in den Kommunen. Bevor ich tatsächlich KI einsetzen kann, muss ich eigentlich eine Datengrundlage haben. Ich brauche eine Datenstrategie. Im Normalfall haben aber, wenn wir bei dem Beispiel Kommunen bleiben, die Kommunen, die Daten tatsächlich. Problematisch wird es dann, wenn die in irgendwelchen Aktenordnern im Keller stehen. Dann kann man da sicherlich nicht viel mit anfangen. Die müssen also digitalisiert werden, die müssen dann auch bereinigt werden, die müssen qualitativ hochwertig sein, um darauf das Ganze dann zu berechnen. Gerade wenn es dann natürlich um Daten von Bürgern geht, muss ich auch schauen, dass der Datenschutz eingehalten wird. Sie müssen anonymisiert sein und so weiter und so fort. Das sind aber Sachen, die eben im operativen Bereich durchaus einfach umgesetzt werden können. Das muss angegangen werden, das ist hier das Wichtige. Und man eben nicht vorangeht und einfach sagt, naja, Datenschutz machen wir nicht, wir lassen es im Keller liegen und im schlimmsten Fall gibt es noch einen Wasserschaden und dann sind sie sowieso alle weg und so weiter und so fort. Wenn wir so herangehen, dann werden wir diese Programme auch nicht umsetzen können. Dann werden wir keine KI-Modelle trainieren können. Deswegen da lieber pragmatisch herangehen und sagen, wir starten mal, wir machen. Wir müssen vielleicht auch gar nicht das riesige Modell machen, wir müssen auch nicht die Allerweltslösung haben, wir brauchen nicht das nächste ChatGPT. Vielleicht reicht es einfach mal wirklich für unsere Kommune zu schauen, was passt hier eigentlich. Die Daten haben wir und mit diesem Pilotprojekt oder Modellprojekt starten wir dann erstmal.

Knippertz: Und ihr habt es gesagt, wir wollen ja das Rheinische Revier noch schöner machen, noch besser machen, lebenswert machen. Dazu gehört aber natürlich auch, dass man genug Arbeitsplätze schafft, dass man auch Unternehmerinnen und Unternehmer überzeugt, KI einzusetzen. Also das letzte Stichwort war Digitalisierung. Jetzt das nächste ist sogar der Schritt weiter – KI. Wie kann man Unternehmer überzeugen?

Opitz: Das ist in der Regel natürlich nicht einfach möglich. Die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer sind, gerade in den kleineren und mittleren Unternehmen, natürlich in ihrem Unternehmensalltag drin. Die produzieren, die versuchen, ihre Produktion oder ihr Geschäft generell zu verbessern und am Laufen zu halten, tun das sehr erfolgreich, jedenfalls zum überwiegenden Teil. Und – natürlich –, dort anzukommen und zu sagen, hallo, ich bin jetzt der große KI-Papst und ich sage dir jetzt, wie du es in den nächsten zehn Jahren zu tun hast, ist natürlich nicht immer eine einfache Sache. Was wir natürlich versuchen und deswegen ist es ganz hilfreich, neben den Fraunhofer Instituten auch KI NRW mit an Bord zu haben, aber auch den KI Bundesverband an Bord zu haben, um dann wirklich mithilfe von Beispielen, wo vielleicht ein anderes Unternehmen schon KI eingeführt hat und Ergebnisse erzielt hat oder auch mit dem Input der vielen Start-ups und der vielen Ideen, die im KI Bundesverband generiert werden, dem Unternehmer zu zeigen, ja, es ist ein Use Case, den du benutzen kannst, und es ist darüber hinaus auch tatsächlich ein Business Case. Also die Einführung kostet dich so und so viel und prognostiziert hast du – und so ist es bei den anderen Beispielen auch gelaufen – in den nächsten Jahren die oder jene Ersparnis oder mehr Ertrag. Und sobald du anfängst, in diesen Zahlen zu sprechen oder so ganz konkret zu sagen, das passiert in deinen Geschäftszahlen, hast du die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer ziemlich schnell auf deiner Seite.

Knippertz: Du hast Produktion eben angesprochen. Können wir vielleicht mal so ein einfaches Beispiel aus der Produktion nehmen, wo KI helfen könnte?

Dickmann: Genau. Also Stichwort da ist oft „Predictive Maintenance“ in der Produktion, „vorausschauende Wartung“. Das heißt also, dass ich eben nicht mehr darauf warte, oh, die Maschine stoppt – aus welchen Gründen auch immer –, jetzt steht sie eine Woche still, kann nicht gewartet werden. Ich habe Einkommensverlust, Umsatzverluste. Ich muss irgendwie einen Techniker holen, der noch irgendwie super viel Zeit dafür braucht, bis er da ist usw. Stattdessen kann eine KI aufgrund von historischen Daten erkennen, aha, wir hatten eben diesen konkreten Fall vielleicht in der Maschine schon mal. Es gibt gewisse Schwingungen in der Maschine, es gibt eine gewisse Außentemperatur, die Maschine lief so und so viele Stunden. Es wird wahrscheinlich in den nächsten zwei Wochen zu einem Ausfall kommen, sodass ich vorausschauend gleich sagen kann, ich stoppe die Maschine jetzt, lass sie sofort reparieren. Ich habe nur einen Ausfall von vielleicht zwei Stunden anstelle von zwei Wochen und habe diese Umsatzverluste eingespart. Das ist ein ganz klassischer Fall, den wir aus der Produktion kennen. Was wir uns auch oder was ein anderer Fall beispielsweise ist, wenn wir „Computer Vision“ einsetzen. Das ist das Stichwort dafür, wann immer es um Bilder geht. Dass ich beispielsweise, wenn ich eine große Industrieanlage habe, einfach mal mit einer Drohne drüber fliege und mir gewisse Sachen anschaue und vielleicht schaue, ich muss gewisse Anlagen ständig überprüfen. Da muss jeden Tag jemand darüber, zwei Mitarbeiter darüber und diese Anlagen schauen. Wenn ich das aber mit einer Drohne machen kann und da eben das automatisch erkannt wird, ah, jetzt habe ich einen Riss im Tank oder ich habe… oder irgendetwas anderes. Also da gibt es sicherlich viele verschiedene Sachen, wo immer ich, wenn ich also quasi überprüfen muss, was da los ist, kann ich das auch über eine Kamera machen, mit einer Drohne darüberfliegen und braucht nicht mehr drei, vier Mitarbeiter, die jeden Tag über das Gelände laufen.

Opitz: Und daran siehst du auch ganz gut, dass diese Einsatzmöglichkeiten für KMU sinnvoll sind, aber auch für Großunternehmen. Wir haben im Rheinischen Revier viel chemische Industrie, in Hürth direkt einen großen Chemiepark, in Dormagen, aber auch ansonsten noch verteilt. Und für diese Großbetriebe ist das letztgenannte Beispiel wahnsinnig interessant. Die können also wahnsinnig viele Ressourcen sparen und auch noch sicherer werden. Zum Glück sind wir in Deutschland weitestgehend verschont von Unfällen in diesen Chemiebetrieben. Aber da kann KI tatsächlich eine Verbesserung der Sicherheit gewährleisten, die mit Menschen so in der Form nicht realistisch darstellbar ist. Also man stelle sich vor, da klettert also jeden Tag jemand über die Rohrleitungen, um zu überprüfen, ist alles dicht. Das ist nicht darstellbar.

Knippertz: Jetzt hast du gerade das Rheinische Revier nochmal angesprochen. Wir sind ja ein Podcast für das Rheinische Revier und für den Strukturwandel. Wenn ihr jetzt Menschen, so habe ich das verstanden, auch einladet, sich das Ganze mal anzuschauen, gilt die Einladung nur für Menschen aus dem Rheinischen Revier oder über den Einzugsbereich hinaus?

Dickmann: Ja, ohne Ausweis mit Rheinisches Revier-Adresse kommt man bei uns nicht rein. Nein, Quatsch! Also nein, natürlich nicht. Wir sind natürlich Förderung für das Rheinische Revier. Da gehen auch unsere Aktivitäten größtenteils hinein. Aber wir stehen natürlich allen Unternehmen offen. Wir stehen allen Bürgerinnen und Bürgern offen. Jeder, der Interesse daran hat, kann zu uns kommen. Da stehen wir natürlich gerne für offen und bieten unsere Angebote auch an.

Opitz: Was – gerade eben schon angesprochen – dann auch hilft bei der Vernetzung ins ganze Land, ist eben auch als Partner mit an Bord KI NRW als KI-Plattform des Landes. Also wir haben eine große Vernetzung ins Land, ins ganze Bundesland hinein. Und die Idee ist ja eben auch neben der Stärkung des Rheinischen Reviers tatsächlich Leuchtturm zu sein und zu zeigen, nach außen, was ist möglich, auch in einer kleineren Region, und das Ganze auszurollen. Ja, ich glaube also im Rahmen davon, dass sie Pilotregion sind – das gilt aber ja für ganz, ganz viele Projekte in der Hinsicht – haben Menschen im Rheinischen Revier den Vorteil, dabei zu sein und unmittelbar an ihrer Umgebung zu sehen, was kann in der Zukunft passieren. Und auch nicht nur, was kann in der Zukunft passieren, sondern ein Teil dessen zu sein. Also nochmal die Brücke zu schlagen zu meiner eigenen Biografie und der Freude oder des Interesses an der Einführung von Innovationen. Menschen im Rheinischen Revier können das überall tun. Die können das bei uns in Hürth tun, sehen, wie KI die Zukunft gestalten kann. Die können das aber auch, wie gerade eben angesprochen, in Mönchengladbach tun. Die können das in Aachen tun, die können das in Düren tun und die können das in Hückelhoven tun und wo auch immer diese innovativen Projekte sind. Also um nochmal die Frage abzuschließen, also auch ganz in Business Cases und Hard Facts und Zahlen und Fakten darzulegen, im Rheinischen Revier steht viel Geld zur Verfügung, um die Zukunft zu gestalten und das ist, glaube ich, ein Vorteil.

Knippertz: Wie sieht ein typischer Arbeitstag im AI Village aus? Kann man das überhaupt sagen?

Dickmann: Das ist eine sehr gute Frage. Ja, wir sind jetzt ein gutes halbes Jahr dabei und ich glaube, in dem halben Jahr hat selten ein Tag so ausgesehen wie der andere. Man weiß selten Anfang der Woche, was man am Ende der Woche irgendwie getan hat. Sind jetzt aktuell natürlich noch viel dabei, Sachen einfach mit aufzubauen, – wir haben es vorhin schon mal angesprochen, – sind auch noch auf Mitarbeitersuche, natürlich die Einarbeitung, viel im Austausch mit den Partnern, dass wir mit denen einfach sprechen. Aber es haben auch schon und finden auch schon erste Veranstaltungen statt. Also inzwischen ist tatsächlich… haben wir in unserer Halle, in unserem Studio zwei, drei Veranstaltungen jede Woche, die stattfinden, nicht alle von uns organisiert, einige auch von den Studiopartnern – Blockchain, wir haben einen Verein, den „IDiTech“, mit in der Halle sitzen, die ebenfalls Veranstaltungen da machen…

Knippertz: Wie heißen die? „IDiTech“?

Dickmann: IDiTech, das ist das Institut für digitale Zukunftstechnologien. Das ist ein Zusammenschluss aus Kölner und Hürther Unternehmen, die ganz ähnliche Themen, also digitale Zukunftstechnologien, auch besetzen. Die meinen damit eben künstliche Intelligenz und Blockchain und setzen auch da Projekte mit um. Also auch, wenn da Interesse besteht, gerne mal an die wenden! – sodass da eigentlich bei uns im Studio jeden Tag etwas los ist, dieses Studio jeden Tag auch voller wird, wir sehr viele interessante, interessierte Menschen auch einfach da vor Ort haben und wir wirklich morgens häufig nicht sagen können, wie der Tag dann am Ende gelaufen ist.

Opitz: Ich denke jetzt gerade mal zurück an die letzten Tage oder die letzten eineinhalb Wochen, da waren, nur um dann ein Beispiel zu geben… Jetzt zurzeit ist eine internationale Workshop-Reihe, die dort ausgerichtet wird. Da sind also Menschen aus aller Welt, die meisten aus Kalifornien, aber auch aus Dänemark, aus Spanien, aus Frankreich habe ich da Kollegen getroffen. Die tagen da und erarbeiten die Zukunft der Blockchain-Technologie, wenn man so will. Ganz, ganz spannend und interessant! Davor in der Woche hatten wir eine große Veranstaltung, sagen wir mal politisch ausgerichtet, da viel Prominenz da. Einen Tag, glaube ich, oder wenige Tage davor war – das hatte der Alex gerade eben angesprochen – eine Schulklasse zu Gast, eine dritte Klasse, die anhand von kleinen Lernrobotern getestet haben, wie kann denn Robotik… oder wie sieht Robotik aus? Wie gehe ich damit um? Wie programmiere ich ganz grundlagig diese kleinen Lernroboter. Und das ist ganz spannend zu sehen. Also jeden Tag völlig andere Welt.

Knippertz: Okay getestet haben, das heißt, die Schülerinnen und Schüler konnten konkret auch selbst etwas ausprobieren, anfassen, bewegen. Und wenn jetzt ein Unternehmer oder ein IT-Interessierter aus der Verwaltung kommt, der könnte auch irgendetwas machen und nicht nur zugucken?

Dickmann: Genau, wir sind aktuell noch dabei. Wir sind da im Gespräch mit vielen von den Mitgliedsunternehmen des KI Bundesverbandes, tatsächlich ganz klar nach KI zum Anfassen zu suchen. Ideen, die wir aktuell haben, ist beispielsweise eine automatische Erkennung. Wir werden eine KI oder eine Kamera im Eingangsbereich aufbauen, wo man dann mal durchlaufen kann. Dann werden automatisch Gesichter verpixelt. Es wird automatisch gezählt, wie viele Leute kommen eigentlich rein und raus. Da kann man dann mal sehen, wie funktioniert das eigentlich, was ist eigentlich so Überwachung beispielsweise. Es gibt einen anderen Anwendungsfall, wo eine Datenbanksuche automatisiert wird. Wir kennen das sicherlich alle, die irgendwie in größeren Organisationen arbeiten. Da wird dann irgendwie eine Datenbank aufgesetzt. Und wenn ich dann aber doch wieder die Anleitung für Maschine 12b suche, dann muss ich mich erstmal eine Viertelstunde durchklicken, bis ich das gefunden habe. Ein Mitgliedsunternehmen von uns hat das Ganze automatisiert, hat da ganz ähnlich wie Google einfach so eine Oberfläche darübergelegt und auch das werden wir bei uns ausstellen, sodass man da mal schaut, na ja, schau mal, wie viel Zeit ich damit eigentlich sparen kann. Und so werden wir auch hier sicherlich bis Ende des Jahres eine gute Anzahl an verschiedenen Demonstratoren dahaben, um einfach mal auch Leuten, die vorbeikommen, zeigen zu können, schaut mal, das ist eigentlich künstliche Intelligenz. Es ist gar nicht so kompliziert, gerade wenn ich dann nur Anwender bin.

Knippertz: Ja…

Opitz: Entschuldige! Du hattest dann gerade auch mit der Frage ganz gut angesprochen, sozusagen die Unternehmerreise, die Journey, mit der wir versuchen, dieses dicke Brett zu bohren, also KI tatsächlich in Anwendung zu bringen, das ist einmal Zeigen anhand von Demonstratoren, was ist tatsächlich möglich, und das Ganze ganz anschaubar zu machen und direkten Nutzen aufzuzeigen und dann auch im zweiten Schritt – und das wurde ja anfangs bereits angesprochen – dann direkt weiterzuhelfen, vor allen Dingen in der Form, dass wir die interessierten Unternehmerinnen und Unternehmer zusammenbringen mit den Leuten, die diese Lösung dann umsetzen können, also die Unternehmen des KI Bundesverbandes, die Fraunhofer Institute, und letztlich das Ganze auch noch im AI Village auszustellen und zu bewerben. Dann hat man sozusagen das ganze Rundumpaket, mit dem wir versuchen, KI-Anwendungen wirklich interessant zu machen.

Knippertz: Aber, wenn ihr die alle zusammenbringt, wie muss ich mir das konkret vorstellen? Habt ihr dann auch ein besonderes Arbeitsraumangebot? Stichwort „New Work“ – war ja auch eine Säule? Kann sich da jeder niederlassen? Werden da irgendwelche Gebühren fällig oder wie muss ich mir das vorstellen?

Dickmann: Wir haben dieses Studio, dieses umgebaute Fernsehstudio, in dem jetzt aktuell eben die geförderten Projekte drinsitzen, wo eben auch Veranstaltungen mit dabei sind. Wer tatsächlich bei uns sagt, er hat Interesse daran, mit seinem Unternehmen hier zu sitzen – wir haben einige Co-Working-Plätze direkt mit vor Ort, da kann man sich ansiedeln –, soll sich gerne mal bei uns melden, dann können wir da sicherlich… können wir das auf jeden Fall finden. Wir sind aber auch, das muss man, glaube ich, sagen, jetzt nicht konkret ein Co-Working-Platzanbieter. Also wenn ich jetzt 30, 40 Leute irgendwie bei mir hinsetzen möchte, dafür reicht es sicherlich nicht aus. Dann kann man sich gerne mal beim euronova CAMPUS melden, bei dem wir sitzen oder auf dem wir sitzen. Da gibt es noch vorhandene Plätze dafür sicherlich bei denen. Aber auch da stellen wir dann gerne einen Kontakt her. Wenn es darum geht, ich brauche mal für zwei Tage einen Platz hier vor Ort, dann einfach bei uns melden, dann stehen wir auf jeden Fall zur Verfügung.

Opitz: Vielleicht noch ergänzend als Angebote für interessierte Unternehmen, was uns dann auch als Projekt besonders stark macht, ist, wie gerade eben schon angesprochen, das breite Projektkonsortium und in dem Fall besonders die Stadt Hürth, die mit ihren Wirtschaftsförderangeboten, mit den Entwicklungsgesellschaften, die vor Ort sind, tatsächlich größtes Interesse daran hat, Start-ups, aber auch größere Unternehmen, die interessiert sind, dann auch nach Hürth zu holen und bei uns, im und um das AI Village herum so eine Art KI-Ökosystem aufzubauen. Ähnlich wie das bei uns hier vor Ort am besten funktioniert, geht es eigentlich in diesen Technologien meistens über Austausch. Das heißt, gute Ideen entstehen beim Kaffee, in der Mittagspause oder beim Get together am Abend, beim Tischtennis oder Playstation-Turnier, was dann auch dort stattfinden kann. Insofern ist es, glaube ich, eine ganz, ganz interessante Umgebung für alle Größen… oder für alle Unternehmerinnen, für alle Unternehmer, sich in Hürth niederzulassen.

Knippertz: Also Co-Working-Büroflächen werden nicht vermietet, aber man kann sich gerne connecten, entweder direkt bei euch oder über den Bundesverband, über den wir eben auch schon gesprochen haben.

Dickmann: Genau, auf jeden Fall. Also alle Unternehmen, die wirklich primär aktiv an künstlicher Intelligenz arbeiten, die gerne auch direkt beim KI Bundesverband melden, dann ist man auch… hat man den Vorteil nicht nur bei uns im Netzwerk mit drin, sondern auch gleich im Netzwerk des AI Village. Was wir da natürlich auch immer sehen, wenn wir Veranstaltungen haben und wir wollen die wirklichen Experten auf der Bühne beispielsweise haben, dann fragen wir gerne bei unseren Mitgliedsunternehmen einfach nach. Also wenn jetzt vielleicht doch noch jemand zuhört, der gerade sein KI-Unternehmen gegründet hat und da an dem nächsten großen KI-Modell arbeitet, meldet euch gerne bei uns! Wir bringen euch da dann gerne auch auf die Bühne. Wir vernetzen euch dann auch mit potenziellen Kunden beispielsweise. Dafür sind wir da. Und für uns ist natürlich immer das Ziel, dann tatsächlich einfach KI in die Anwendung zu bringen.

Knippertz: Wie viele Mitglieder hat der Verband?

Dickmann: Knapp 400.

Knippertz: Ist okay. Also es ist jetzt nicht riesig, aber ja…

Dickmann: Wir sind tatsächlich…

Knippertz: Wachsend, wahrscheinlich?

Dickmann: Genau. Wir sind sehr stark gewachsen. Aktuell ist es auch so, dass die Bundesregierung davon ausgeht, es gibt knapp 600 KI-Unternehmen in Deutschland. Davon haben wir 400 dabei. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass dann viele von diesen 600 sicherlich auch wirklich gerade neu gegründete sind. Man muss sich das wirklich vorstellen, das sind drei Kumpels, die sitzen in der Uni, die haben eine coole Idee, gründen das Unternehmen, ja, die haben erstmal auch vielleicht andere Sorgen, andere Ideen, als jetzt gleich mal zu sagen, ich trete so einem Verband bei. Ist ja auch ganz logisch. Aber von daher sind wir da eigentlich sehr zufrieden mit. Vielleicht muss man das auch nochmal ganz klar sagen, alle unsere Unternehmen sind wirklich KI-Unternehmen und eben jetzt nicht beispielsweise der große Autohersteller, der auch autonomes Fahren macht. Da wird dann KI mit eingesetzt. Der verkauft am Ende aber Autos und macht eben seinen Umsatz nicht damit beispielsweise. Die werden dann nicht bei uns Mitglieder. Auch dafür gibt es Programme. Wir haben Partnerprogramme, Ähnliches, wenn auch da Interesse besteht, gerne bei uns melden! Aber wirklich unser Ziel ist es, hier wirklich zu sagen, wir haben die Leute, die wirklich intensiv an künstlicher Intelligenz arbeiten, damit wir da auch tatsächlich einfach eine Fachexpertise haben.

Knippertz: Da muss ich direkt mal Bekannte fragen. Die einen haben gerade so eine KI-Finanz-App entwickelt oder sind dabei und der andere ist dabei, etwas mit Robotik, Stichwort Putzroboter für große Gebäude und so, zu machen. Weil es auch dahin geht, frage ich die direkt mal, ob die schon Mitglied sind.

Dickmann: Ja, sehr gerne.

Knippertz: So, wir kommen zur Rubrik „Kurz und knackig“. Die gibt es immer hier bei den Revier.Geschichten in unserem Podcast. Deswegen kurze, knackige Fragen mit der Bitte um kurze, knackige Antworten an euch. Was ist euer liebstes rheinisches Fest?

Opitz: Karneval, ganz klar.

Dickmann: Dann sage ich jetzt mal als gebürtiger Westniedersachse, Schützenfest.

Knippertz: Oh, ist ja immer irgendwo eins.

Dickmann: Ja, deswegen und macht dann häufig auch mehr Spaß als der klassische Karneval.

Knippertz: Wo seid ihr am liebsten unterwegs im Rheinischen Revier? Was ist euer liebstes Ausflugsziel?

Opitz: Na also, um nochmal Werbung für Hürth zu machen, erholen tue ich mich ganz gerne an den renaturierten, ehemaligen Baggerseen, die in unmittelbarer Umgebung sind. Da kann man sich schön in die Natur legen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Und wenn man dann genug in der Natur gewesen ist, möchte Kultur, setzt man sich in den Zug und ist in fünf Minuten in Köln.

Dickmann: Ja, als jemand, der inzwischen auch in Köln lebt, muss ich fast auch eher sagen, Köln tatsächlich, auch wenn es da nicht mehr ganz das Rheinische Revier ist. Ansonsten eventuell noch Aachen. Ich habe ein paar Kumpels, die tatsächlich in Aachen studiert haben, da zum Teil auch noch leben. Fahr da dann ganz gerne mal runter.

Knippertz: Auch voll unterschätzt die Stadt, oder?

Dickmann: Ja, so als Studentenstadt natürlich ganz schön und hat tatsächlich auch eine sehr gute, junge Start-up-Kultur, das tatsächlich. Da entsteht einiges aktuell.

Opitz: Nähe zu Holland ist natürlich auch nicht verkehrt.

Knippertz: Aber wir nähern uns auch schon dem Ende unserer heutigen Podcast-Ausgabe. Deswegen letzte Frage. Was ist das Wichtigste, was geschehen muss, damit der Strukturwandel im Rheinischen Revier auch gelingt? Was ist eure Message?

Dickmann: Ja, also von unserer Seite, vom AI Village – aber ich glaube, da sprechen wir auch für alle Partner – ist sicherlich das Wichtigste, dass künstliche Intelligenz Anwendung findet in der Wirtschaft, in der breiten Gesellschaft. Wir müssen die Gefahren oder Herausforderungen ernst nehmen. Wir dürfen die künstliche Intelligenz aber nicht verteufeln. Und wir müssen dafür sorgen, dass die Wertschöpfung, die jetzt durch den Wegfall der Braunkohleförderung stattfindet, dass wir die auffangen können mit neuen Geschäftsmodellen, neue Unternehmen, die sich gründen, um auch da wieder neue Arbeitsplätze zu schaffen. Und wir glauben, dass das Ganze tatsächlich mit künstlicher Intelligenz möglich ist, dass wir Effizienzsteigerungen hinbekommen, dass wir Umsatzsteigerungen hinbekommen und unser großes Ziel, unsere Vision, ist es, dass wir vielleicht in 10, 15, 20 Jahren sagen können, schaut mal, das Rheinische Revier ist tatsächlich eine Digitalregion in Deutschland.

Opitz: Und für uns ganz konkret heißt das natürlich, dass wir unsere Arbeit gut machen müssen, dass wir das AI Village mit Leben füllen, dass wir die Leute mitnehmen und auf großes Interesse stoßen in der Region. Bisher ist mein Eindruck, dass funktioniert ganz fantastisch. Wir haben wahnsinnig viel Interesse aus allen Teilen und auch die Bereitschaft, mitzumachen und die Themen aufzunehmen. Und wir müssen dafür sorgen, dass das so bleibt. Und dann, glaube ich, steht der Vision, wie der Alex sie gerade aufgezeigt hat, einer goldenen, digitalen Zukunft im Rheinischen Revier, nicht mehr viel im Wege.

Knippertz: Wie lange dauert eure Förderung? Wie lange werdet ihr gefördert, weil ihr gerade 5 bis 10 Jahre gesagt habt?

Dickmann: Genau. Also die initiale Förderung geht bis 2027, also haben da vier Jahre Förderung. Es ist aber durchaus angedacht, dass das Projekt danach weiterläuft. Ich glaube, das Schlimmste, was passieren könnte, ist, dass wir jetzt vier Jahre hier den Grundstein legen und danach bricht das alles zusammen. Man wird sicherlich mal schauen, wie dann eine weitere Förderung aussehen kann, ob man das eventuell auch auf privatwirtschaftliche Schultern irgendwie legen kann. Aber da sind wir aktuell auch dabei, um eben zu schauen, dass das Ganze tatsächlich weitergeht und wir eben nicht in vier Jahren da sitzen und sagen, war gut, hat uns Spaß gemacht, aber jetzt hören wir damit auf, weil dann ist am Ende, glaube ich, niemandem geholfen.

Opitz: Ich glaube, das ist dann auch der Anspruch an uns selber, dass wir dieses „Sich-verselbstständigen“ als Proof of Concept nehmen müssen, dass wir gut sind, dass wir gute Arbeit leisten.

Knippertz: Und dafür ist es nötig, dass auch alle die, die das jetzt gehört haben, sich vielleicht beteiligen, mitmachen oder Interesse zeigen, auch am Thema KI. Also es gibt eine Menge zu tun. Hoffen wir, dass die Begeisterung für KI, eure Begeisterung, viele Menschen ansteckt, sodass letztlich alle von den Möglichkeiten, die KI bietet, profitieren können. Vielen Dank, Alexander! Vielen Dank, Alex! Danke, dass ihr uns die spannende Welt der künstlichen Intelligenz ein bisschen näher gebracht habt und hier zu Gast ward bei den Revier.Geschichten!

Opitz: Danke für die Möglichkeit.

Dickmann: Vielen, vielen Dank!

Opitz: Hat riesen Spaß gemacht.

Knippertz: Und damit sind wir am Ende unserer heutigen Episode. Vielen, vielen Dank für‘s Zuhören! Erzählt es gerne weiter in der Familie, bei Freunden, von unserem Podcast, abonniert uns, liked uns, teilt das Ganze in den sozialen Netzwerken, lasst es teilen von der nächsten KI und dann hören wir uns hoffentlich beim nächsten Mal wieder, wenn es heißt Revier.Geschichten. Bis dann, Tschüss!

Ton: Titelmusik der Revier.Geschichten

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